Mabon: die Herbst-Tag-und-Nacht-Gleiche

Mabon: die Herbst-Tag-und-Nacht-Gleiche

Der September ist ein Monat, den man schon spüren kann, bevor er eintrifft: die noch warme Luft ist so frisch, dass sie die Ankunft des Herbstes ankündigt. Die langen Sommernächte werden kürzer, und die Blätter beginnen sich in den schönsten Herbstfarben zu färben. Die Natur steht kurz davor, ihr persönliches Gleichgewicht und ihre Harmonie zu finden, während die zweite Jahres-Tag-und-Nacht-Gleiche näher rückt: Mabon.

An Mabon sind Tag und Nacht wieder gleich lang und in perfektem Gleichgewicht. In der nördlichen Hemisphäre fällt dieser Moment auf den 21. – 23. September. Dieses Jahr ist es der 23. September. Sein Gegenstück ist Ostara, die Frühjahrs-Tag-und-Nacht-Gleiche. Auf der Reise durch das Rad des Jahres ist es zudem das zweite von drei keltischen Erntefesten - Lammas, Mabon und Samhain, das im nächsten Monat ansteht.
Wir befinden uns an der Schwelle des Übergangs: Die Dunkelheit beginnt das Licht zu besiegen. Der Zyklus der natürlichen Welt bewegt sich auf seine Vollendung zu, die Kraft der Sonne nimmt ab und von nun an werden die Nächte länger und die Tage kürzer und kühler. Der Saft der Bäume kehrt zu ihren Wurzeln tief in der Erde zurück und verwandelt das Grün des Sommers in das Feuer des Herbstes, in flammende Rottöne, Orangen und Goldtöne.

Es herrscht keine Einigkeit, woher der Begriff Mabon stammt. Es wird jedoch gemutmaßt, dass der Begriff erst 1970 von einem neuheidnischen Autor geprägt wurde. Demnach ist das Fest vermutlich nach dem Gott der walisischen Mythologie, Mabon, der sowohl Jagd und Jugend als auch Fruchtbarkeit und Licht symbolisiert, benannt. Er ist das Kind des Lichts und der Sohn der Muttergöttin der Erde, Modron. Der September war jedoch für unsere Ahnen als Erntemonat einer der wichtigsten Abschnitte im Jahr. Um für die kalte Jahreszeit gerüstet zu sein, musste so viel wie möglich eingelagert werden. Und da die Ernte maßgeblich vom Wetter abhängig war (und nach wie vor ist), wurde der Erdgöttin Opfer erbracht und Dankesfeiern zu ihren Ehren veranstaltet. So oder so ist Mabon Teil unseres modernen Heidentums.

Mabon ist foglich die Zeit, in der sich Tag und Nacht die Waage halten. Und während wir die Gaben der Erde feiern, akzeptieren wir auch, dass der Boden stirbt. Wir haben zu essen, aber die Pflanzen sind braun und gehen ein. Die Wärme liegt hinter uns, die Kälte liegt vor uns. Tag und Nacht sind gleich lang, doch an nun werden die Tage kürzer, die Dunkelheit nimmt zu. Dennoch ist Mabon keine Zeit der Trauer. Wir feiern die Ernte, den Überfluss und das Leben und stimmen uns auf die dunkle Jahreshälfte ein.

Mabon zelebrieren

Je nach deinem individuellen spirituellen Weg gibt es viele verschiedene Möglichkeiten, Mabon zu feiern. In der Regel liegt der Schwerpunkt entweder auf dem Aspekt der zweiten Ernte des Jahres oder dem Gleichgewicht zwischen Licht und Dunkelheit. Du kannst aber natürlich auch beide Aspekte kombinieren.
Hier sind ein paar Rituale, von denen du dich inspirieren lassen kannst.

Einen Mabon-Altar einrichten


Besitzt du bereits einen Altar? Dann schmücke ihn doch mit den Farben und Symbolen von Mabon. Ich persönlich nutze die Dekoration meines Altars zu jedem Jahreskreisfest, um mich jeweils darauf einzustimmen. Doch auch, wenn du keinen Altar hast, kannst du deine Wohnung/dein Haus oder einen kleinen Platz darin zu Mabon ein wenig festlich gestalten.


Farben der Saison


Die Blätter haben begonnen, sich zu verfärben und schillern in den schönsten Sonnenuntergangs-, Honig- und Bernsteinfarben. Lasse diese Farben sich in deiner Altardekoration widerspiegeln. Ob mit Kerzen, Tüchern oder gleich mit Blättern – Gelb-, Orange-, Rot- und Brauntöne sind eine gute Wahl. Aber auch Gold- oder andere Herbsttöne sind zu dieser Jahreszeit perfekt. Wichtig ist, dass die Farben, die du wählst, sich für dich nach Herbst und Ernte anfühlen.

Symbole der Ernte


Mabon ist die Zeit der zweiten Ernte und des Absterbens der Felder. Du kannst alles verwenden, was dies für dich Symbolisiert. Ob Mais, Weizengarben, Kürbisse, Äpfel und Wurzelgemüse oder landwirtschaftliche Geräte, wie Sensen, Sicheln und Körbe, wenn auch in einer Mini-Version. So eine richtige Sense findet ja sicher nicht überall Platz und wer Katzen hat, sollte sich zweimal überlegen, wie scharf die Deko sein darf. ;) Doch alles das darf Einzug auf deinen Altar halten.


Symbole des Gleichgewichts


Zu Mabon, der Herbst-Tag- und Nachtgleiche, sind Licht und Dunkelheit gleich groß. Du kannst deinen Altar ebenso mit Dingen schmücken, die diesen Aspekt der Jahreszeit symbolisieren. Wie wäre es mit einer kleinen Waage, einem Yin-Yang-Symbol oder einer weißen und einer schwarzen Kerze? Alles Dinge, die das Konzept des Gleichgewichts darstellen.

 

Rituelle Ernte

Du besitzt einen Gemüsegarten, einen Obstbaum oder hast auf deinem Balkon Gemüse angepflanzt? Dann nimmt dir zu Mabon doch mal die Zeit, dein Obst und Gemüse ganz bewusst zu ernten und dabei der Natur für Ihre Gaben zu danken. Oft merken wir gar nicht, wie viel wir gesammelt haben, bis wir alles auf einen Haufen legen. Du kannst auch Freunde und Familie einladen, deine Gartenschätze gemeinsam zu sammeln und sie auf deinen, möglicherweise eigens kreierten, Ernte-Altar zu legen. Aber auch ein anschließendes, gemeinsames Essen aus den gesammelten Schätzen kann zu einem wundervollen Ritual werden.
Du hast weder Garten noch Balkon? Dann schau in deiner Gegend doch mal nach Streuobstwiesen oder Bauernhöfen, die zum selberernten einladen. Und nicht selten finden sich Menschen, die froh darüber sind, wenn andere sie bei der Ernte im Garten unterstützen und dafür vom Erntegut etwas mitnehmen.

Tipp: Du hast selbst so viel, dass du gar nicht weißt wohin damit? Mabon ist auch eine gute Gelegenheit Lebensmittel zu spenden oder Lebensmittelspenden zu sammeln. Womöglich gibt es bei dir eine örtliche Speisekammer, wie die Tafeln oder Obdachlosenhilfen, die frische Produkte annehmen. Aber auch Tierheime freuen sich nicht selten über Futterspenden.

 

Mabon-Meditation

Mabon ist eine Jahreszeit, welche die Menschen auf unterschiedliche Weise berührt. Für manche steht das Gleichgewichts zwischen Licht und Dunkelheit im Vordergrund, die Zeit der positiven und negativen Energie. Für andere ist es eine Zeit der Dankbarkeit, der Dankbarkeit für den Überfluss, den wir zur zweiten Ernte des Jahres besitzen.
Du kannst daher sowohl mit dem Fokus des Gleichgewichts als auch der Dankbarkeit meditieren.


Gleichgewichts-Meditation


Da Mabon eine Zeit hoher Energie ist, liegt manchmal ein Gefühl der Unruhe in der Luft, ein Gefühl, dass etwas nicht stimmt. Wenn du dich geistig ein wenig unausgeglichen fühlst, kannst du mit dieser einfachen Meditation ein wenig Gleichgewicht in dein Leben bringen. Praktisch eine mentale Herbstversion des Frühjahrsputzes. Befreie dich von allem emotionalen Ballast, den du mit dir herumschleppst. Akzeptiere, dass das Leben auch Schattenseiten hat, und nehmen sie an, aber lasse dich nicht von ihnen beherrschen. Verstehe, dass ein gesundes Leben in allen Dingen ein Gleichgewicht findet.
Du kannst vor deinem geschmückten Alter, draußen im Sonnenuntergang oder an einem anderen Platz, an dem du Ruhe findest, meditieren. Wenn du magst, stelle eine weiße und eine schwarze Kerze auf, die das Gleichgewicht symbolisieren. Achte auf einen feuerfesten Untergrund – safety first! Zünde beide Kerzen an und sprich (in Gedanken) Folgendes:


„Ein Gleichgewicht von Tag und Nacht, ein Gleichgewicht von Licht und Dunkelheit.
Ich suche das Gleichgewicht in meinem Leben, wie es im Universum zu finden ist.
Eine schwarze Kerze für Dunkelheit, Schmerz und Dinge, die ich aus meinem Leben scheiden dürfen.
Eine weiße Kerze für das Licht, die Freude und all den Reichtum, der mir zu Teil wird.
Zu Mabon herrscht Harmonie und Gleichgewicht und so soll es auch in meinem Leben sein.“


Beginne deine Meditation und fokussiere dich auf die die Dinge, die du verändern möchtest. Konzentrieren dich darauf, das Schlechte zu beseitigen und das Gute um dich herum zu stärken. Bringe giftige Beziehungen in die Vergangenheit, wo sie hingehören, und heißen neue positive Beziehungen in deinem Leben willkommen. Lasse deinen Ballast los und denke daran, dass wir nur durch Dunkelheit das Licht erleben können.

Dankbarkeits-Meditation


Mabon ist die Zeit des Dankes für den Überfluss und Reichtum, den die Ernte uns bringt. Wenn wir von Reichtum sprechen, ist damit aber nicht unbedingt materieller oder finanzieller Reichtum gemeint. Wir leben im Überfluss, wenn wir Freunde, Familie, Tiere haben, die wir lieben, wenn wir einen Beruf oder ein Hobby haben, was uns erfüllt, wenn wir und unsere Liebe gesund sind, wir ein sicheres Dach über dem Kopf und genug Essen besitzen, um satt zu werden, wenn wir die Wunder dieser Welt, den Sonnenuntergang, das Meer oder die Blume am Wegesrand sehen und fühlen können. All diese Dinge nehmen wir häufig als selbstverständlich hin, sie sind es jedoch nicht.
Bedenke zu Mabon all die Dinge, für die du dankbar bist. Du kannst ebenso innehalten und stolz auf alles sein, was du bis jetzt geschafft und geleistet hast.


Dankbarkeits-Öl


Bevor du die Meditation beginnst, kannst du ein Dankbarkeits-Öl herstellen, um eine Kerze zur Meditation zu salben. Mische hierzu 30 ml Ringelblumenöl mit 5 Tropfen Rosenöl und einer Prise Zimt. Die Bedeutung der Ringelblume ist so vielfältig wie ihre Heilwirkung. Sie symbolisiert mit ihren goldgelben, strahlenkranzförmigen Blüten Sonne und Kraft und die Freude über das Leben. Die Rose ist das Symbol der Liebe. Nicht nur zu anderen Menschen, sondern auch zu uns selbst und zum Leben. Zimt soll früher wertvoller als Gold gewesen sein und noch heute ist es ein Symbol des Reichtums.


Nimm eine Kerze deiner Wahl in deine Hände, gerne in den Herbstfarben Gelb, Orange, Rot oder Braun und bedenke den Reichtum in deinem Leben. Salbe dabei die Kerze mit dem Öl der Dankbarkeit (verreibe ein wenig davon über die Kerze) und zünde sie dann auf deinem Altar oder Platz deiner Wahl an.
Mache es dir bequem, schließe die Augen oder richte deinen Blick auf die Flamme und beginne zu meditieren. Beginne mit dem einfachen Mantra „Danke“, wiederhole es einige Mal und füge dann in Gedanken die Dinge ein, für die du dankbar bist. Du wirst überrascht sein, welche Dinge dir neben den klassischen/offensichtlichen Reichtümern in den Sinn kommen. Wenn du vom Gefühl der Dankbarkeit durchflutet bist, bleibe noch einen Moment mit diesem Gefühl sitzen und beende die Meditation, wenn dir danach ist.


Merke: Es ist wichtig, sich bewusst zu machen, dass Dankbarkeit auch bedeutet, dass wir die Menschen, die uns glücklich gemacht haben, wissen lassen sollten, dass sie es getan haben. Wenn es eine Person gibt, der du für seine Worte oder Taten danken möchtest, nimm dir doch an Mabon die Zeit, ihr dies direkt mitzuteilen, anstatt nur in einem Ritual, von dem sie nie erfahren wird. Schicken eine nette Nachricht, rufen an oder sage persönlich, wie sehr du schätzt, was sie für dich getan hat.


Tipp von mir:

Räuchern mit einer passenden Räuchermischung,  zum Beispiel mit unserer Räuchermischung “Mabon”! Darin enthalten sind Weihrauch, Apfelstücke, Zimt, Kamillenblüten, Orangenschale, Sonnenblumenblüten u. a.

 

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