Samhain: Wenn der Weltenschleier dünner wird

Samhain: Wenn der Weltenschleier dünner wird

Die Blätter der Bäume sinken in ihren schönsten Gold- und Rottönen auf die Erde, die Nächte sind schon spürbar dunkler und die Luft kälter. Die letzte Ernte ist eingefahren und die Natur beginnt, sich in ihren wohlverdienten Winterschlaf zu verabschieden. Die Vegetation stirbt durch tödliche Fröste und der Tod liegt buchstäblich in der Luft. Wir feiern Samhain - die Zeit, in welcher der Schleier zwischen unserer Welt und dem Reich der Geister dünner wird.


Doch Samhain ist kein gruseliger, morbider Feiertag, an dem drei Hexen kleine Kinder stehlen. Auch wenn schaurige Halloween-Partys sich hierzulande immer größerer Beliebtheit erfreuen, geht es um tiefere Themen, die mit den Rhythmen der Natur in Verbindung stehen. Versteh‘ mich nicht falsch, auch ich habe Spaß an Kostümierungen, gruseliger Deko und „Süßes oder Saures“. Doch für viele Pagane sind die Feierlichkeiten zu Samhain eher ruhiger, denn es ist eine Zeit der Besinnung und des spirituellen Wachstums.

 

In der nördlichen Hemisphäre wird Samhain in der Nacht vom 31. Oktober auf den 1. November zelebriert. Doch auch in den Tagen davor und danach sind die besonderen Schwingungen spürbar und nicht selten wird es etwas später gefeiert. Aus praktischen Gründen am nächstgelegenen Wochenende oder auch an dem Voll- oder Neumond, der diesem Zeitpunkt am nächsten liegt. Der astronomische Mittelpunkt zwischen Herbst-Tagundnachtgleiche und Wintersonnenwende liegt um den 6. November herum, sodass auch zu diesem Zeitpunkt Samhain-Feierlichkeiten nicht selten sind. Manche feiern Samhain auch über mehrere Tage und Nächte hinweg. Diese ausgedehnten Feiern umfassen Feste, Rituale und Zusammenkünfte mit Familie, Freunden und der spirituellen Gemeinschaft.

Samhain, welches Sow (wie in Cow ) Inn ausgesprochen wird, hat seinen Ursprung in Irland und war eines der vier großen keltischen Feste. Manchmal findet es sich auch in der alten schottisch-gälischen Form als "Samhuinn" geschrieben. Es markiert den Beginn der kalten Jahreshälfte und traditionell wurde und wird das Ende der Ernte und der Zyklus von Leben und Tod gefeiert. Es war das keltische Neujahrsfest und viele Pagane feiern noch heute das spirituelle neue Jahr, weshalb dieser Sabbat auch den Spitznamen "Hexenneujahr" trägt. In dieser besonderen Zeit ist der Schleier, der die Welten trennt, am dünnsten – unsere Welt und die der Toten verschmelzen zu einer Einheit. Kontakt zu den Verstorbenen? Aus Sicht der Kelten gut möglich!


Aus Samhain entwickelte sich das bekanntere Halloween, auch All Hallows Eve, um dessen spezielle Traditionen sich verschiedene Mythen und Annahmen ranken, die ebenfalls darauf beruhen, dass die Tore zur Unterwelt offenstehen. In einer fürchteten die Menschen, dass die Toten, die in dieser Nacht auf der Erde wandeln, sich an ihnen rächen wollten. Daher verkleideten sie sich totenähnlich und unheimlich, um nicht als lebend erkannt zu werden und böse Geister abzuwehren. In einer anderen kommen die verstorben Verwandten in der Nacht zu Besuch, weshalb sie mit Speisen und Lichtern willkommen geheißen werden. Mit den irischen Einwanderern kamen die Bräuche um Halloween erst im 19. Jahrhundert in die USA, wie auch die ausgehölten Kürbislaternen. In der Geschichte des Jack O’Lantern, auf die dieser Brauch zurückgeht, war es zwar eine ausgehöhlte Rübe, in der eine brennende Kohle lag, aber Bräuche passen sich ihrer Umgebung an. ;)

Die heutigen Samhain-Riten sind wohlwollend und obwohl der Grundton eher düster ist und der Tod von Mensch und Natur im Fokus steht, werden – Gerüchten zum Trotz – weder Mensch noch Tier geopfert und unbeschwerte Feierlichkeiten zu Ehren der Toten sind keine Schande. Ob du nun lieber das schaurig-unterhaltsame Halloween, das andächtigere pagane Samhain oder gar beides feiern möchtest, liegt ganz bei dir. Ein paar Ideen, wie du Samhain zelebrieren kannst, will ich dir aber natürlich nicht verwehren.

 

Samhain zelebrieren

Ein Festessen zu Feier der Ernte


Wenn die Ernte gefeiert wird, darf ein anständiges Mahl nicht fehlen. Doch an diesem Sabbat soll es sowohl mit den Verstorbenen als auch mit denen, die noch unter uns weilen, geteilt werden. Hierfür kannst du am Tisch einen Platz für diejenigen einrichten, die sich auf der spirituellen Ebene befinden und ihnen eine Portion des Essens als Opfer darbringen. Du kannst ebenso einen symbolischen Teller mit Speisen vor die Tür stellen. Für all die armen Seelen, die noch draußen umherirren. Lebende Freunde und Familie sind bei diesem Essen natürlich ebenso herzlich willkommen. Zu den typischen Getränken gehören Glühwein, Apfelwein und Met, die während der Mahlzeit mit den Toten geteilt werden. Kürbisse, Äpfel, Herbstgemüse, Brot und andere Gaben der Natur, die zum Ende der Saison geerntet werden, sind passende Speisen. Vielleicht willst du auch die typischen Soul Cakes backen. Ein Rezept findest du weiter unten.

Dekoriere deinen Altar


Meinen Altar neu zu gestalten, gehört für mich zu jedem Sabbat dazu, deshalb dürfen ein paar Inspirationen nicht fehlen. Falls du keinen hast, oder deinen lieber so lässt, wie er ist, kannst du auch einen eigenen Samhain-Altar einrichten oder den Esstisch passend schmücken.


Farben der Saison

Die Farben des Spätherbstes sind eher dunkel und die meisten bunten Blätter liegen auf der Erde. Daher passen vor allem tiefe, satte Farben wie Weinrot, Schwarz und dunkles Violett. Aber auch Erdtöne wie Braun, Orange und Gold dürfen Einzug in deine Dekoration halten - ob als Kerzen, Tücher oder Blätter und Ähren.


Symbole zu Samhain

Zu Samhain geht es um den Tod. Daher bieten sich alles an, was dies symbolisiert. Du kannst mit Totenköpfen, Skeletten, Geistern oder auch einer Sense dekorieren. Letztere ist nicht nur groß, sondern auch scharf. Verwende also besser einen ungefährlichen Nachbau, sonst wird am Ende doch noch versehentlich das geliebte Haustier geopfert – und das will hier sicher niemand! Wenn du es lieber bedächtiger magst, sind Bilder von verstorbenen Verwandten, Freunden und Tieren ebenfalls eine schöne Idee, um diese zu ehren. Du kannst auch einen separaten Ahnenschrein mit Fotos deiner Lieben, Erbstücken und Symbole des Landes, aus dem Ihre Vorfahren stammen, einrichten. Andere Symbole von Samhain sind Glühwein, getrocknete Blätter, Eicheln und Nüsse, dunkle Brote, Getreideähren, Opfergaben für die Ahnen und Statuen von Gottheiten, die den Tod symbolisieren. Ebenso kannst du (selbst-)getrocknete oder frische Kräuter verwenden: Rosmarin für die Erinnerung an deine Vorfahren, Beifuß für die Weissagung oder Eibenzweige, die mit Sterblichkeit in Verbindung gebracht werden.

 

Divination

Zu Samhain ist der Weltenschleier dünn – folglich eine gute Gelegenheit ein wenig Wahrsagerei zu betreiben. Vielleicht wollen dir ja deine Ahnen etwas mitteilen. Ob du nun Tarot legst, pendelst, einen Spiegel oder eine Kristallkugel verwendest, Samhain ist auch ein guter Zeitpunkt deine Werkzeuge vor Gebrauch zu weihen und ihnen einen kleinen magischen Schub zu geben. Lege sie hierzu auf deinen Samhain-Altar oder weihe sie mit Rauch. Eine Kristallkugel solltest du mit einem Tuch bedecken, nicht, damit kein anderer hineinschaut, sondern um einen Wohnungsbrand zu vermeiden. Die Dinger wirken mit Sonnenlicht wie ein Brennglas! Und ob andere die eigenen Divinations-Werkzeuge sehen oder gar berühren dürfen, ist auch nicht jedermanns Sache.

 

Ahnenforschung


Bei vielen Paganen ist das Interesse an der eigenen Familiengeschichte wieder erwacht. Die Ahnenverehrung ist zwar traditionell eher in Afrika und Asien zu finden, aber auch wir hier in Europa wollen zunehmend wissen, woher wir kommen und wessen Blut durch unsere Adern fließt. Dazu musst du nicht gleich einen DNA-Test machen. Sicherlich nicht uninteressant, aber vielleicht ist es schöner, dir bei einem gemütlichen Plausch von deinen Verwandten über die Verstorbenen berichten zu lassen. Wer waren sie, wie haben sie ihr Leben gestaltet, gab es gar Ähnlichkeiten zu dir? Du kannst einen eigenen Stammbaum anlegen und vielleicht existieren sogar noch alte Bilder, die du in deinen Ahnen-Altar integrieren kannst. Auch so können wir dir Ahnen ehren, denn diejenigen, über die noch gesprochen wird, sind nicht vergessen.
Samhain ist zudem ein guter Zeitpunkt, um auf die ein oder andere Weise mit deinen Ahnen in Kontakt zu treten. Du kannst ein Ritual oder auch eine Ahnenmeditation durchführen. Du kannst vor deinem Ahnenaltar meditieren oder bei der Meditation ein Erbstück, wie die Taschenuhr deines Großvaters oder ein Bild in den Händen halten. Du kannst eine geführte Ahnenmeditation machen, oder aber auch ganz frei deinen Geist für deine Ahnen öffnen, die mit dir in Kontakt treten möchten. Lade sie einfach herzlich ein und wenn sie dir erscheinen, bedanke dich für ihren Besuch. Bei einer Ahnenmeditation machen die Menschen unterschiedliche Erfahrungen. Vielleicht begegnest du einer bestimmten Person, die du selbst noch kennengelernt hast, oder deinen Vorfahren als Archetypen, also eher einem Symbol - wie eine alte Frau oder ein junger Soldat - als einer konkreten Person. So oder so ist die Begegnung ein Geschenk und du solltest darauf achten, was sie sagen oder tun. Es kann sein, dass sie dir eine Botschaft übermitteln wollen. Eine Ahnen-Meditation klappt womöglich nicht im ersten Anlauf, aber deine Vorfahren werden wissen, dass du ihren Kontakt begrüßt. Und wer weiß, vielleicht erscheinen sie dir auch im Traum.

 

Soul Cakes backen


Zu Samhain werden traditionell die irischen Seelenkuchen gebacken und ihre Geschichte reicht weit zurück in die vorchristliche Zeit. Auch hier gibt es unterschiedliche Legenden, warum man sie buk. In manchen Überlieferungen sollen mit den Seelenkuchen diejenigen ausgewählt worden sein, die als Menschenopfer für eine gute Ernte im nächsten Jahr bestimmt waren. Wer einen verbrannten Seelenkuchen erwischte, tat seinen letzten Bissen. Einer anderen Erklärung legte man Seelenkuchen vor die Tür, um die bösen, umherwandernden Geister damit zu besänftigen. Ab etwa dem 8. Jahrhundert gab man die Seelenkuchen Bettlern, die am Abend von Samhain an die Türen klopften.


Soul Cakes Rezept

Zutaten:
2 Tassen Mehl (Mandel- oder Hafermehl können auch verwendet werden)
½ Teelöffel gemahlener Zimt
½ Teelöffel gemahlene Muskatnuss
½ Teelöffel Salz
½ Tasse Zucker oder Ahornsirup
125 Gramm Butter, zimmerwarm
½ Tasse Rosinen
3 Eier


Backofen auf 200°C vorheizen. Ein Ei verquirlen und beiseitestellen. In einer kleinen Schüssel Mehl und Gewürze mischen. Die Milch in einem Topf erhitzen (nicht kochen). Mit einem Mixer die zimmerwarme Butter mit dem Zucker schaumig schlagen. Nun nur das Eigelb der beiden übrigen Eier hinzufügen und anschließend portionsweise die Mehlmischung unterrühren und mischen, bis die Mischung bröselt. Nach und nach die Milch hinzufügen, bis ein weicher Teig entsteht. Sollte er zu flüssig sein, etwas Mehl nachgeben. Rosinen vorsichtig unterheben. Den Teig auf einer sauberen, leicht gemehlten Arbeitsfläche ausrollen und kneten. Teig zu einem Zylinder rollen und ca. 1,5 cm dicke Scheiben schneiden. Wer mag kann auch mit einem Keksstecher die Kekse ausstechen. Kekse auf ein Backblech legen und mit dem verquirlten Ei bestreichen. 15 Minuten backen, bis die Kekse gold-braun sind.

Tipp von mir:

Räuchern mit einer passenden Räuchermischung, zum Beispiel mit unserer Räuchermischung “Samhain”

 

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